Probe für eine bessere Welt (c) Florin Ghioca
Probe für eine bessere Welt (c) Florin Ghioca

Theater in Bukarest. Vier der besten Produktionen des Jahres 2023.

(7. Januar 2024)

 

Vielfältig, abwechslungsreich und lebendiger denn je. So könnte man die Theaterszene des letzten Jahres in der rumänischen Hauptstadt beschreiben. Hier sind vier Produktionen aus der Menge an Inszenierungen, an die man sich erinnern sollte.

 

Disco Regret

Ein attraktiver Titel, gleichzeitig ein sehr guter Text eines relativ neuen Autors, 2021 Gewinner des vom freien Theater „Reactor“ in Klausenburg organisierten Schreibwettbewerbs „Drama 5“. Die Handlung wird von einem jungen Regisseur in Gang gesetzt. Geschieden, deprimiert und pleite, sieht sich dieser gezwungen, in das Haus seiner Eltern in eine Kleinstadt zurückzukehren. Um die Zeit totzuschlagen, schlägt er ein Familienprojekt vor: einen Dokumentarfilm über die langjährige und scheinbar funktionierende Ehe seiner Eltern. Doch unter die Lupe genommen wirkt ihre Beziehung sehr fragil. „Das Erstaunlichste an Doru Vătavuluis Stück ist die Fähigkeit, den Zuschauer in die Lage zu versetzen, sich seine eigenen Eltern als Menschen vorzustellen, die Fehler machen – nicht aus Dummheit oder Bosheit, sondern weil sie Entscheidungen treffen müssen“, sagt Regisseurin Irisz Kovacs. Im Amphitheater-Saal des Metropolis-Theaters, der recht in die Breite geht, spielt das Bühnenbild eine tragende Rolle für den Erfolg der Inszenierung: Zwei durch einen transparenten Vorhang getrennte Räume bieten jedem Zuschauer, unabhängig von der Sitzverteilung, eine einzigartige Perspektive, dem Geschehen in beiden Zimmern gleichzeitig zuzusehen. Die als intimer Ausflug in die 90er-Jahre konzipierte Show zieht Parallelen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Disco Regret ist ein gelungener Rückblick auf das Heranreifen von Beziehungen.

 

Probe für eine bessere Welt

Über Beziehungen einer besonderen Art spricht auch Probe für eine bessere Welt. Der 2022 vom bekannten Satire-Journalisten Mihai Radu veröffentlichte Roman ist das Werk „einer auf moralischer, politischer, ökologischer und zivilisatorischer Ebene spürbaren Krise“ – wie der Autor in einem Interview erklärte. Die Geschichte über eine rumänische Familie spielt im heutigen Bukarest, ist dennoch prägend für die gesamte westliche Zivilisation. Im Zentrum steht der Protagonist Paul, ein zynischer, desillusionierter Mann mittleren Alters ohne nennenswerte soziale Beziehungen, den das bevorstehende Ende seines Vaters nicht besonders traurig zu machen scheint. Nach mehrmaligen erfolglosen Versuchen bringt er seinen im Sterben liegenden Vater aus dem Pflegeheim nach Hause. Seine Ex-Frau fleht ihn an, ihren Welpen zurückzuholen, der von ihrem jetzigen Lebenspartner als Geisel genommen wurde, und über all dem liegt der Schatten eines alten Geheimnisses. „Es ist eine Geschichte über zahlreiche Trennungen: zwischen Ehepartnern, Liebhabern, Eltern und Kindern, zwischen den Generationen, Trennung von der Vergangenheit, von Hoffnungen, sogar von der Zukunft“, sagt Autor Mihai Radu, der zusammen mit Ionuț Sociu für die Dramatisierung verantwortlich zeichnet. Dem arrivierten Regisseur Radu Afrim schien diese Geschichte auf den Leib geschneidert zu sein. Er entdeckte darin ein großes poetisches Potenzial und schuf einen faszinierenden Bilderreigen, zu dem das von Irina Moscu entworfene Bühnenbild maßgeblich beiträgt: Auf der riesigen Hauptbühne des Nationaltheaters Bukarest werden auf beeindruckende Weise Lebensfragmente wortwörtlich an einer Schnur gezogen oder auf eine außerordentlich große Leinwand projiziert. Die Inszenierung entpuppt sich als turbulente Reise, die durchaus Humor beweist. Probe für eine bessere Welt ist eine Produktion, die alle Sinne anspricht. 

Wir hatten einen Kirschgarten (c) Sabina Costinel
Wir hatten einen Kirschgarten (c) Sabina Costinel

Göttinnen der Kategorie B

Die neue Creart/Teatrelli-Produktion vom Typ Performance-Labor basiert auf einer Idee des jungen geschätzten Regisseurs Andrei Măjeri. Alexandra Felseghis Stück zielt darauf ab, Schauspielerinnen aus drei Städten und drei verschiedenen rumänischen Theatern auf die gleiche Bühne zu bringen und sie zu würdigen: Elena Ivanca (vom Nationaltheater „Lucian Blaga“ Klausenburg), Ioana Dragoș Gajdó (vom Theater „Regina Maria“ Großwardein) und Silvia Luca (vom Theater „Mihai Eminescu“ Botoșani). Denn eigentlich gehören diese außerhalb der lokalen Städte wenig bekannten Schauspielerinnen... zur „Kategorie A“. Die halb-autobiografische Performance konzentriert sich hauptsächlich auf die Härte des Theatersystems und auf die nervenaufreibenden Gegebenheiten in der Karriere der drei Schauspielerinnen, die zu bedeutenden Wendungen geführt haben. Geschickt pendelt Măjeris Inszenierung zwischen Realismus und Fiktion, zwischen dem öffentlichen Leben und den prägenden privaten Erlebnissen der drei Künstlerinnen – ein Trio, das mit großartigem Schauspiel und Präzision den Geschichten ein Gesicht gibt. Starke Emotionen werden hervorgerufen, gepaart mit Ironie und Sarkasmus. Göttinnen der Kategorie B schafft es spielerisch und zugleich tiefgreifend, das Publikum für Diskriminierungen und Vorurteile jeglicher Art zu sensibilisieren.

 

Wir hatten einen Kirschgarten 

Einerseits Tschechows Stück „Der Kirschgarten“, adaptiert von Regisseur Eugen Jebeleanu. Andererseits ein brandneuer Text, geschrieben von Yann Verburgh, der in Rumänien im letzten Jahrzehnt des vorherigen Jahrhunderts spielt. Acht Charaktere aus Tschechows Stück stehen in Wir hatten einen Kirschgarten sechs Charakteren aus der zeitgenössischen Fiktion gegenüber. Für Jebeleanu – einer der am meisten geschätzten jungen Theater- und Filmregisseure in Rumänien und in Frankreich – ist das nicht die erste Adaption eines Stücks von Tschechow. Yann Verburghs moderne Geschichte über die Restitution rumänischer enteigneter Immobilien kommuniziert auf charmant und kluge Weise mit Tschechows gesellschaftskritischer Komödie. Zwei Charaktere dürfen zwischen den beiden Welten navigieren; es gibt klarerweise auch ein Bindeglied zwischen den Texten. Ein spannender Plot mit vielen Wendungen! Mit klugem Geschick und einem genauen Empfinden für Stimmungen wechselt Jebeleanus Inszenierung im Odeon-Theater zwischen den Geschichten hin und her, die jede für sich alleine überzeugt und doch gerade im Zusammenspiel besonders stark erscheint. Die Musik von Remi Billardon trägt zur konzentrierten Stimmung bei. Bekannt dafür, Grenzen zu verwischen, erkundet Eugen Jebeleanu auch in Wir hatten einen Kirschgarten das Innere einer Figur anhand eines Künstlers oder einer Künstlerin, die einer anderen Generation oder einem anderen Genre angehört: (Junge) Schauspielerinnen spielen (ältere) Männer bzw. Schauspieler übernehmen Frauenrollen. Darin liegt eine der Stärken der Inszenierung.

 

(siehe auch www.aurora-magazin.at vom 20.03.2024)


37 Zündhölzer oder das gestohlene Leben (c) Marius Sumlea
37 Zündhölzer oder das gestohlene Leben (c) Marius Sumlea

Überlebensstrategien in der Sicherheitszone

(1. Oktober 2023)

 

Arme und Beine ragen aus dem Kleiderhaufen auf dem Sessel hervor. Sie gehören der tschechischen Künstlerin Ridina Ahmedová, die mit ihrer Produktion Dick das Thema Bodyshaming thematisiert. Denn sobald der Haufen zu Boden gefallen ist, sitzt die übergewichtige Frau in Unterwäsche vor uns auf der sonst leeren Bühne. Die von Ahmedová selbst konzipierte und inszenierte nonverbale Performance überzeugt mit viel Fantasie, Witz und einem gelungenen Spiel. So zeichnet sie zum Beispiel mit Lippenstift einen lächelnden Mund auf ihren riesigen Bauch. Den Abend darauf singt Ahmedová Jazz-Lieder und bezaubert mit ihrer warmen Stimme das Publikum. Sie ermutigt die Zuhörer, Kurzgeschichten zu erzählen und überrascht mit spontan komponierten Liedern, die die Atmosphäre der Geschichte perfekt wiedergeben. Mit solch außergewöhnlichen Künstler:innen und hervorragenden Produktionen leistete die internationale Sektion „Something to Declare“ der 34. Ausgabe des diesjährigen Theaterfestivals von Kreuzburg an der Bistritz (Piatra Neamț) einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft der eher abgelegenen Stadt in der moldawischen Region der Ostkarpaten.

Vierzehn Tage lang wurde das lokale Theater der Jugend zum Schauplatz kultureller Ereignisse. Sechs internationale Darbietungen, 26 rumänische Produktionen, multimediale Installationen, Filmprojektionen, Tanz- und Outdoor-Performances, Buchvorstellungen und Ausstellungen gehörten zum abwechslungsreichen Programm. Wie in früheren Ausgaben war das Festival auch in den Nachbarstädten Roman und Târgu Neamț anwesend. Als erfolgreiche Premiere wurde die Erweiterung der Bespielung in der ländlichen Umgebung des Kreises Neamț gefeiert. Unter dem Motto „Sicherheitszone“ schuf das Festival einen Rahmen für kritische Auseinandersetzung mit alltäglichen Sorgen wie Krieg, Machtmissbrauch, sozial-politisches Chaos. „Die Sicherheitszone ist der Raum, in dem Strategien zum Überleben, zur Überwindung von Krisen und zur Gestaltung einer sinnvollen Zukunft entwickelt werden“, sagt Gianina Cărbunariu, Kuratorin des Festivals, Regisseurin, Dramaturgin und Direktorin des Theaters der Jugend.

Neben Ridina Ahmedová boten fünf weitere Frauenstimmen aus der Ukraine, Bulgarien, dem Kosovo, Slowenien und Belgien einen würdigen Überblick über den europäischen Theaterregiebereich. Relevante Themen wie die Auswirkungen des Pflegenotstands und die daraus resultierenden Spannungen in den westlichen Gesellschaften wurden in der deutsch-bulgarischen Koproduktion 37 Zündhölzer oder das gestohlene Leben untersucht. Der von Zdrava Kamenova und Gergana Dimitrova verfasste Text verwob gekonnt reale Begebenheiten mit Elementen der griechischen Mythologie. Regisseur Bernhard Eusterschulte setzte geschickt Live-Musik ein, um Spannung aufzubauen. Vor allem regte aber der von einer Puppe verkörperte demenzkranke 80-jährige Deutsche, um den sich eine bulgarische Pflegekraft kümmert, die Fantasie des Publikums an. Der Abend wartete nicht nur mit überraschenden Wendungen auf, sondern nahm mehr und mehr groteske Züge an. Jeton Nezirajs neuestes Stück Die Rückkehr von Karl May erforschte westliche Stereotypen über den Osten anhand der Figur des Abenteurers Kara Ben Nemsi, dessen Reisen unter anderem nach Albanien führten. Mit Sarkasmus und komisch-absurden Szenarien griff der preisgekrönte kosovarische Dramatiker das im heutigen Europa vorherrschende Bild des „muslimischen Ausländers“ scharf an. Facettenreiche Dialoge nahmen die Nobelpreis-Entscheidung für Peter Handke in den Fokus und stellten Fragen nach zukünftigen Formen des Zusammenlebens.

Bagau (c) Marius Sumlea
Bagau (c) Marius Sumlea

Momentaufnahme zeitgenössischer Theaterkonzepte

Von den rumänischen Staatstheatern kamen vornehmlich zeitgenössische Stücke. Bemerkenswert ist dabei, dass die meisten Texte von den Regisseur:innen selbst verfasst wurden. So zum Beispiel Der Spatz, eine Produktion des Dramatischen Theaters aus Galați, die sich auf spielerische Weise mit der Übergangszeit vom Kommunismus zur Demokratie auseinandersetzte. David Schwartz, Hauptvertreter der freien, unabhängigen politischen Theaterplattform, widmete sich in Die Akrobaten den bürokratischen Hürden, die Lehrer im ländlichen Raum zu überwinden haben. Mit Mansdorf schuf Mihai Lukács eine Recherche-Performance zur Geschichte des jüdischen Theaters nach 1945 und in Luxus behandelte Gabriel Sandu – der für Text, Regie und szenografisches Konzept verantwortlich zeichnet – die großen Probleme unserer Zeit: Pandemie, Krieg, Wirtschaftskrise. Die von der „Uniter“-Theatervereinigung aus Rumänien als beste Produktion der letzten Saison ausgezeichnete Show Seaside Stories durfte im Programm nicht fehlen. Es ist kein Zufall, dass diese Inszenierung am Staatstheater in Constanța, der Hafenstadt am Ufer des Schwarzen Meers, vom arrivierten Künstler Radu Afrim (Text, Regie und Klanguniversum) erschaffen wurde. Zu guter Letzt brachte das Nationaltheater aus Craiova Băgău, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Ioana Bradea über den Erotik-Chat, der die 1990er Jahre in Rumänien prägte. 

Der Traum (c) Marius Sumlea
Der Traum (c) Marius Sumlea

Die freie Szene beschäftigte sich mehrfach mit Machtmissbrauch. Basierend auf persönlichen Erfahrungen, gespickt mit Auszügen aus Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, untersuchte Der Traum (Text: Alexa Băcanu, Regie: Dragoș Alexandru Mușoiu), eine Produktion des Kreations- und Experimentreaktors aus Klausenburg, sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch an Universitäten. Die vom OV-05-Verein aus Bukarest produzierte Show Verletzlich (Text: Vera Ion, Regie: Alice Monica Marinescu) befasste sich hingegen mit emotionaler und physischer Kindesmisshandlung. Der erst 2017 gegründete Verein Hearth aus Bukarest zeigte Individually Composed. Eine beeindruckende One-Man-Show über den Arbeitsstress und die Träume der Angestellten in einer NGO. Andrei Măjeris temporeiche Inszenierung – Măjeri zeichnet auch für Text und Lichtdesign verantwortlich – ermöglichte den Zuschauern neue Zugänge zum Thema und gab Denkanstöße, die in dieser Konzentration wohl nur das Theater leisten kann. Mit seiner großartigen schauspielerischen Leistung eroberte der charmante 23-jährige Protagonist Bogdan Iancu das Publikum. 

Stop the Tempo (c) Marius Sumlea
Stop the Tempo (c) Marius Sumlea

Absolute Höhepunkte

Vor mehr als zwei Jahrzehnten erschien die erste Inszenierung von Gianina Cărbunarius Stück Stop the Tempo! Nun lud das Theater der rumänischen Dramatiker aus Bukarest das Publikum ein, die Geschichte junger Menschen, die eifrig danach streben, das Leben in seiner größten Intensität zu erleben, (erneut) zu entdecken. Hingegen wurde Cărbunarius neuestes Werk Magyarosaurus Dacus vom ungarischen Szigligeti-Theater in Großwardein produziert. Die bekannteste rumänische Autorin und Regisseurin nahm uns in ihrem Dokumentar-Märchen über den Wissenschaftler Franz Nopcsa auf eine Reise mit, die einen Rückblick auf Mentalitäten, Stereotypen und Vorurteile aus der Zeit des Endes des 19. Jahrhunderts und des Ersten Weltkriegs bietet. 

Die Apokalypse der Hausfrauen (c) Marius Sumlea
Die Apokalypse der Hausfrauen (c) Marius Sumlea

Für ein ausverkauftes Haus und langen, begeisterten Applaus sorgte das Stadttheater aus Bacău mit Die Künstlerfabrik von Matei Lucaci Grunberg. Eine brisante Komödie über die Geschichte Rumäniens anhand von Hochzeiten und Beerdigungen. In einem herausragenden Performance-Konzert des gastgebenden Theaters der Jugend boten fünf Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters ein Befreiungsritual. Die Apokalypse der Hausfrauen vermischte auf intelligente Weise reale Geschichten der Protagonistinnen mit Reflexionen über den Einfluss patriarchaler Vorurteile und den Herausforderungen, mit denen Frauen in der rumänischen Gesellschaft konfrontiert sind. In der deutschen Theaterszene für ihre Manifeste bekannt, kreierte die aus der Republik Moldau stammende Regisseurin Nicoleta Esinencu eine musikalische Statement-Show für eine Welt der Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Dafür setzte sie raffinierte, unkonventionelle Instrumente ein: wie zu Gitarren verwandelte Hexenbesen und das Semantron – ein langes hölzernes Schlagbrett, mit dem in rumänischen Klöstern zum Gebet gerufen wird. Worte verschmelzten zu Vielstimmigkeit, zu Liedern, ja sogar zu Chorälen. 

Das Masca-Theater (c) Marius Sumlea
Das Masca-Theater (c) Marius Sumlea

Rumänen vor den Toren der Welt hieß die beliebte Outdoor-Performance, die auf dem Hauptplatz hinter dem Theater der Jugend bei strahlendem Sonnenschein gezeigt wurde. Lebende Statuen des Bukarester Masca-Theaters boten den Passanten die Möglichkeit, einige der bemerkenswertesten rumänischen Persönlichkeiten der Belle Époque und der Zwischenkriegszeit zu entdecken. Mihai Mălaimares Inszenierung gliederte sich in zwei Episoden mit den suggestiven Namen: „Bronze“ für Prominente aus den Naturwissenschaften und „Porzellan“ für künstlerische Figuren.

In den sechzig Jahren seines Bestehens hat sich das Theater der Jugend aus Piatra Neamț einen Namen als Startrampe für Schauspieler, Regisseure und Komponisten gemacht, die herausragende berufliche Laufbahnen eingeschlagen haben. Es ist kein Zufall, dass dieses Theater, zusammen mit dem Piccolo Teatro di Milano, Toneelhuis Antwerpern und Teatre Lliure Barcelona, und anderen, Teil des europäischen Projektes „Unlock the City!“ ist. Ziel ist es, ein qualitatives Wachstum städtischer Räume zu generieren und zur aktiven Sensibilisierung sowie zur Einbindung von Gemeinschaften, Organisationen und der öffentlichen Verwaltung beizutragen.

 

(siehe auch www.aurora-magazin.at vom 17.10.2023)


Dämonen, Dinosaurier, musikalische Komödien: Showcase in Großwardein

(4. Juli 2023)

 

Immer mehr Theater in Rumänien organisieren sechstägige Mikro-Saisonen, um ihre Produktionen zu bewerben. Dies gilt auch für das Szigligeti-Theater in Großwardein (Oradea). Wie in den meisten Städten in Westrumänien, in denen es eine beträchtliche ungarische Minderheit gibt, teilen sich die ungarische Szigligeti- und die rumänische „Iosif Vulcan“-Gruppe die Bühne des rund 650 Plätze umfassenden Saals im „Königin-Maria“-Theater. So der heutige Name des Prachtbaus, der 1899-1900 nach den Plänen von Fellner und Helmer errichtet wurde und sich nur 13 km von der ungarischen Grenze im Stadtzentrum befindet. Großwardein kann sich zweier weiterer ungarischsprachiger Gruppen rühmen: dem körperbetonten Theaterformen verschriebenen Nagyvárad-Ensemble und der Lilliput-Gruppe, die Kinder für das Theater zu begeistern versucht. Bespielt werden außer dem Theaterhaus selber noch ein Studio-Saal und ein den Kinderproduktionen gewidmeter Raum in der Einkaufspassage „Schwarzer Adler“.

 

Zwischen dem 13. und 18. Juni zeigte die Mikro-Saison nicht weniger als zwölf Produktionen – bis zu drei pro Tag – in einer Art Präsentationsplattform für das lokale Publikum sowie für die zu diesem Anlass eingeladenen Fachleute. Ein beunruhigendes Bild entwirft Boris Vian in seinem 1959 in Paris uraufgeführtem Stück „Die Reichsgründer oder Das Schmürz“. Eine Familie, ständig auf der Flucht vor einem unheimlichen Geräusch, die von Stockwerk zu Stockwerk zieht und schließlich in einer elenden Dachkammer landet. Immer mit dabei ist auch das Schmürz, ein von Kopf bis Fuß bandagiertes, von allen geschlagenes und gequältes menschenähnliches Wesen. Aus einem Grund: seine bloße Anwesenheit. Das Schmürz schlägt nicht zurück, aber es bleibt. Die Familie verliert nach und nach ihren ganzen Besitz und löst sich auf. Das Dienstmädchen läuft weg, Mutter und Tochter verschwinden, der Vater erschießt sich. Am Ende bricht das Schmürz, die geschundene Kreatur, lautlos zusammen.

In Großwardein einfach Le Schmürz genannt, bringt Regisseur-Choreograf Györfi Csaba mit dem Nagyvárad-Ensemble das Stück auf die Bühne. Ein non-verbales, herausforderndes Spiel mit Koffern und Möbeln in ein und demselben Raum, von drei Seiten offen. Je weniger Mitglieder der Familie übrigbleiben, umso kleiner wird die Spielfläche, von der Bühnenbildnerin Cristina Breteanu vorzüglich gelöst durch das einfache Verschieben der hinteren Wand nach vorne. Ein wichtiger Bestandteil der Gestaltung ist die musikalische Untermalung von Boros Csaba, die Spannung hineinbringt. Alle vier Tänzer, die die Familienmitglieder verkörperten, waren hervorragend aufeinander abgestimmt. Doch Törteli Nadin als das Schmürz wird mir am meisten in Erinnerung bleiben, schien ihr Körper doch keine Knochen zu haben. Ein zeitloses Stück, das die Angst vor etwas, das nur in den Köpfen der Menschen existiert, hervorhebt. Angst, die instrumentalisiert wird, um Menschen zu Feinden zu erklären, auszugrenzen und Mitgefühl zu ersticken.

Ein außergewöhnliches Wesen ist auch der Magyarosaurus, eine Dinosaurierart, deren Fossilien in Siebenbürgen von Nopcsa Ferenc entdeckt wurden. Inspiriert von Nopcsas abenteuerlichem Leben, einem im 19. Jahrhundert in Rumänien geborenen Paläontologen, aber auch Geheimdienstagenten, Spion und Anwärter auf den Thron Albaniens, lädt die Inszenierung Magyarosaurus dacus der international bekannten Regisseurin und Autorin Gianina Cărbunariu ein, die Belle Époque mit der Szigligeti-Gruppe Revue passieren zu lassen, wobei der Schwerpunkt auf Nopcsas Persönlichkeit liegt, die ebenso voller Widersprüche ist wie die Zeitspanne des Übergangs von einem Jahrhundert zum anderen. Denn während der Abenteurer Meere und Länder durchquert und wissenschaftliche Studien und Spionageberichte verfasst, zeichnen die Großmächte die Grenzen der Welt neu.

 

Über Machtspiele einer anderen Art geht es in Ein toller Tag oder Figaros Hochzeit. Die 1781 von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais geschriebene Komödie in fünf Akten wurde drei Jahre lang von Louis XVI verboten - nahm doch der Autor den Adel kritisch aufs Korn. Beaumarchais wurde als Sohn eines Uhrmachers geboren und kaufte sich den Adelstitel de Baumarchais“ erst viele Jahre später. Im Laufe seines turbulenten Lebens war er Hofuhrmacher und Hofbeamter. Später machte er sicheinen Namen als Waffenhändler und Verleger. Doch worum geht es in dem Stück? Figaro, der Protagonist der Komödie um turbulente Gefühle und Beziehungsdramen, will seine Braut Susanne heiraten. Am Tag der Hochuzeit erfährt er, dass sein Herr, der Graf, Susanne nachstellt. Eine frühere Freundin Figaros bietet zusätzlich Ärger, beruft sie sich doch auf ein Eheversprechen Figaros. Ausweg aus dieser Lage bieten Intrigen und Täuschungsmanöver. Beaumarchais Komödie diente für Mozart als Vorlage für seine 1786 uraufgeführte Oper Die Hochzeit des Figaro. Dank seiner so turbulenten wie witzigen Handlung ist Ein toller Tag oder Figaros Hochzeit noch immer eines der meistgespielten Stücke der französischen Literatur. Im großen Theatersaal in Großwardein setzt Botos Bálint auf ein effizientes Lametta-ähnliches Bühnenbild und überzeugt mit bunten, opulenten Kostümen. Der Regisseur schafft es, auch mit dem Bespielen des ganzen Saales, der Inszenierung noch mehr Tempo zu verleihen.

Bis zum Brechen voll war der Saal am letzten Abend bei der satirisch-musikalischen Komödie Csinibaba (auf Deutsch „Zuckerpuppe“), eine Bühnenadaption des Kultfilms von 1997 (Regie Tímár Péter) von Gyula Márton. Die Geschichte spielt im Jahr 1962 in einem Budapester Viertel. Während Gagarin um die Erde flog, hat sich in Ungarn seit einiger Zeit nichts mehr ereignet. Doch dann kündigt der kommunistische Jugendverband einen Talentwettbewerb für Musiker an, dessen Sieger Ungarn bei den Weltjugendfestspielen in Helsinki vertreten soll. Eine Amateurpopgruppe will sich dafür qualifizieren. Humorvolle Szenen und unsterbliche Lieder – darunter einige von Fényes Szabolcs aus Großwardein – boten eine Aufführung (Regie: Novák Eszter) für die ganze Familie und ließen eine Art Nostalgie aufkommen: Die ältere Generation wurde daran erinnert, wie es in ihrer eigenen Kindheit war, Jugendliche und Kinder hatten eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Es ist nicht das erste Mal, dass mir bewusst wird, wie gut die ungarischen Theatergruppen aus Rumänien sind, wenn es um musikalische Stücke geht. Eine Tradition, die geschickt zum Ausdruck gebracht wird. 

 

Mit fünf Produktionen der Szigligeti-Gruppe, drei Tanzvorstellungen des Nagyvárad-Ensembles und vier Kinderaufführungen der Lilliput-Gruppe bot das Showcase eine breite Palette von Genres und freute sich über einen großen Erfolg beim Publikum. Eine Mikro-Saison, die das künstlerische Profil der Institution durchaus verdeutlichte.

 

(siehe auch www.aurora-magazin.at vom 13.08.2023)


(c) Amedeia Vitega
(c) Amedeia Vitega

Theater für den Frieden im Nordosten Rumäniens

 (6. Juni 2023)

 

Als eines der jüngsten Theater Rumäniens lässt sich die Einrichtung in Suceava, Zentrum der historischen Region Bukowina, bezeichnen. Höhepunkt der Saison des 2015 gegründeten und nach einem bekannten französischen Dramatiker rumänischer Herkunft benannten Stadttheaters ist das internationale Festival „Die Tage des Matei-Vişniec-Theaters“. Vom 18. bis 28. Mai vereinte die diesjährige Ausgabe 64 Veranstaltungen unter dem Motto „Frieden“, ein Thema, das zumindest in diesem Teil der Welt in den letzten Jahrzehnten dringender denn je zu sein scheint. Zu erleben gab es eine Menge: Puppentheater, audio-visuelle Installationen, Workshops für Kinder und Jugendliche, Produktionen staatlicher und freier rumänischer Theater, Aufführungen lokaler Schüler- und Studentengruppen sowie eine große Palette an Konferenzen, Konzerten, Ausstellungen und Buchpräsentationen. Neben dem Theatersaal – einem adaptierten Kinosaal mit einer Kapazität von 250 Sitzplätzen, wurden auch außergewöhnlichere Spielstätten wie Synagoge, Universität, Wasserkraftwerk und Museum bespielt. Mit einer Reihe von unterhaltsamen Aufführungen im Freien sowie in der Nachbarstadt Rădăuţi – Matei Vişniecs Geburtsort – ließ sich eine große Zielgruppe nachhaltig erreichen.

(c) Amedeia Vitega
(c) Amedeia Vitega

Krieg und seine Folgen

Weltbekannt für die bemalten Klöster der Bukowina – UNESCO-Weltkulturerbe, befindet sich Suceava nur 40 km von der ukrainischen Grenze und knappe 100 km von der Grenze zu Moldawien entfernt. Kein Wunder, dass drei Theater aus Moldawiens Hauptstadt Chişinău ihre Werke in Suceava präsentierten. Das Nationaltheater „Satiricus“ unter der Leitung von Alexandru Grecu war gleich mit zwei Produktionen vertreten. Es gebührte aber Regisseur Slava Sambriș, Direktor des moldawischen „Luceafărul“-Theaters, die Festivaltage mit der Premiere Obstgarten – eine moderne Bearbeitung von Tschechows „Der Kirschgarten“ – zu eröffnen.

Gerade wegen ihrer inhaltlichen, gesellschafts- und kulturpolitischen Bedeutung stand jedoch die Produktion des Nationaltheaters „Mihai Eminescu“ aus Chişinău im Vordergrund. Petru Hadârcă verknüpft in Die Falle Michail Bulgakows Biografie mit den Charakteren und Ereignissen seines Stücks „Die Flucht“. Virtuos spielt der Regisseur mit dem Politischen und Imaginären. Als kollektive Gruppe von erschreckender Macht treten immer wieder Charaktere verkleidet als Küchenschaben auf. So lotet Petru Hadârcă in dem Stück das Verhalten von Menschen während des Zusammenbruchs des Russischen Reiches aus und zeichnet das Porträt einer Gesellschaft, die unausweichlich von Parasiten befallen ist. In sich schlüssig und getragen von einer starken Ensembleleistung fesselte die Inszenierung durch ihre kühnen Brüche im Erzählstrang, ihre hyperbolischen Referenzen an Bulgakows Welten und eine klug austarierte Personenregie.

(c) Amedeia Vitega
(c) Amedeia Vitega

Als ganz besonderer Gast zeigte das Dramatheater „M. S. Shchepkin“ aus dem ukrainischen Sumy die Eigenproduktion Haut und Himmel. Im Stück von Dimitré Dinev – einem in Österreich lebenden Schriftsteller bulgarischer Herkunft, treffen zwei Menschen auf dem Schlachtfeld aufeinander: ein Soldat und eine Frau, die sich Wertgegenständen von Leichen bedienen. Gekonnt hebt die Inszenierung des moldawischen Regisseurs Radu Ghilaş den zwischen Zynismus und Idealismus pendelnden Dialog hervor und beweist, dass die Kraft der Liebe auch dann bestehen bleibt, wenn die Hoffnung verloren geht. Als beim Schlussapplaus die ukrainische Flagge von den Künstlern entrollt wurde, sorgte dies für einen Gänsehaut-Moment beim Publikum. Uns wurde noch einmal bewusst, wie nahe der Krieg tobt.

Eine Hommage an Frauen und Juden

Auch Elise Wilks Stück Verschwinden berichtet vom Trauma einer Gesellschaft. Dabei folgt die Autorin der Geschichte der Siebenbürgen-Sachsen zwischen Deportationen und Emigrationen und stellt die Erfahrung von drei Frauen aus drei Generationen einer Familie in den Mittelpunkt. Ein international erfolgreicher Text, der in Suceava von Regisseur Cristian Ban in der Produktion des „Andrei Mureșanu“-Theaters aus Sfântul Gheorghe gezeigt wurde. Neben sozial-politischen Friedenswünschen behandelten Gastspiele auch Familien- und persönliche Konflikte. Die ganze Stille der Welt ist ein Querschnitt der Mutter als „Schlachtfeld“ zwischen den Bedürfnissen des Kindes und der Außenwelt. Mihaela Michailovs Monodrama spricht über eine alleinerziehende Mutter zweier Burschen, von denen einer an einer schweren Form von Autismus leidet. Radu Apostols Inszenierung – produziert beim Bildungstheaterzentrum Replika in Bukarest, ein Theater der freien Szene, beeindruckt durch Feingefühl und Poetik. Die weibliche Figur und ihre Konflikte werden auch in Mutter behandelt, eine Produktion des Nationaltheaters „Radu Stanca“ aus Hermannstadt (Regie Mariana Cămărășan). Das Stück von Marta Barceló erzählt die Geschichte zweier Frauen, die die Chance erhalten, ihre Einsamkeit zu teilen und einen Grund zu finden, das Leben zu genießen. 

(c) Amedeia Vitega
(c) Amedeia Vitega

Mehrere Stücke von Matei Vișniec standen auf dem Programm, so zum Beispiel Die Rückkehr nach Hause (http://www.aurora-magazin.at/medien_kultur/wolf_fitpti_22_frm.htm), Der zum Tode verurteilte Zuschauer oder Occident Express. Letzterer gilt als einer der Höhepunkte des Festivals, handelt es sich ja dabei um eine fremdsprachige Inszenierung des gastgebenden Theaters. Anhand der Metapher des Orient-Express-Luxuszuges erzählt der Autor von den Fantasien derer, die in Osteuropa von einem besseren Leben im Westen träumen. Darüber hinaus ist Occident Express auch ein Abbild des wilden Kapitalismus, der die kommunistische Utopie im Osten abgelöst hat. Regisseur Alain Timár, Intendant des Théâtre des Halles, schafft eine minimalistische Inszenierung mit drei Top-Schauspielern des Gastgebertheaters, die perfekt Französisch sprechen. Somit sind die Voraussetzungen für erfolgreiche Darbietungen beim diesjährigen Festival in Avignon bestens erfüllt. 

Alain Timár und Matei Vișniec traten auch mit der performativen Lesung Erinnerung an Orte, Erinnerung an Worte in den Synagogen in Suceava und Rădăuţi auf. Zusammen mit zwei Schauspielern und dem Musiker Marius Alexandru Aluncărițe bekräftigten die beiden den Frieden. Nach einer kurzen Einleitung, die sich mit der Deportation der Juden aus der Bukowina im Jahr 1941 befasste, folgte ein von Timár gesprochenes Gebet auf Hebräisch. Vișniecs Text, bestehend aus fünf Modulen („Fleischfressende Schmetterlinge“, „Das Tier mit vier Mündern“, „Schädlingsschnecken“, „Menschen mit grünen Augen“, „Der Fehlerbeheber“), erinnerte daran, dass die Gefahr der Wiederholung des Bösen überall lauert: sowohl außerhalb des Menschen als auch in seinem Inneren.

(c) Amedeia Vitega
(c) Amedeia Vitega

Spielerisches und komödienhaftes Ende

Bei der Akademie, die Produktion des Theaters „Mihai Eminescu“ aus Botoșani – nur 40 km östlich von Suceava entfernt, bot einen angemessenen, schwungvollen Abschluss. Alexandra Felseghi greift in ihrem Text eine Reihe von ländlichen Themen auf. In einem fiktiven Dorf (erkennbar allerdings an der verwendeten Sprache) wird im Winter ein Fest organisiert. Stattfinden soll es in einer Kneipe namens „Akademie“. Die Organisation des Festes verändert die Dynamik des Ortes und belebt die Bevölkerung. Eine Reihe dramatischer Ereignisse erschüttert die Stimmung und führt zu tiefgreifenden Veränderungen in den Machtverhältnissen. Das Stück setzt sich mit den gängigsten Klischees der Dörfer auseinander. Jenseits des Humors bleibt jedoch ein bitterer Nachgeschmack: Es ist die Geschichte von Menschen, deren Universum auf dem Weg zum Aussterben ist. Es war das Bedürfnis von Regisseur Andrei Măjeri, eine Hommage an die ländliche Welt Rumäniens zu bringen. Das Bühnenbild (Adrian Balcău) präsentiert eine Collage aus Perser- und Bauernteppichen, umringt von Schneebergen, die auf einer rechteckigen Minibühne platziert sind. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen weißen Plastikstühle, die von der Decke hängen – ein Symbol für die Einsamkeit des Dorflebens. Selbstverständlich werden Machtfiguren wie der Bürgermeister oder der Priester scharf ins Visier genommen. Umso bemerkenswerter für mich, dass im ausverkauften Saal etliche Kirchenvertreter und Nonnen im Publikum saßen! 

 

Von Klein bis Groß versammelten sich anschließend hunderte Zuschauer auf dem Platz vor dem Theater, um einer eindrucksvollen Feuerwerk-Show beizuwohnen. Begleitet wurden die Theaterabende von zahlreichen Ausstellungen im Freien, im Theaterfoyer und in der -bibliothek mit auffallenden Namen wie „Kulturelle Nachspeise“, „George Banu – der Geschichtenerzähler“ oder „Wörter, die sich verlaufen haben“. Letzteres war für mich ein absolutes Novum: Um alte Bücher vor dem Wegwerfen zu bewahren, wählte Luana Popa bestimmte Wörter aus Seitentexten heraus, kreiste diese ein und bildete damit neue Sätze. Der Rest der Seiten war von einer fantasievollen Zeichnung bedeckt. Ein weiteres Beispiel für das Panorama der Vielfalt, Diversität und Qualität der künstlerischen Arbeiten, die das internationale Festival „Die Tage des Matei-Vişniec-Theaters“ 2023 präsentierte.

 

(siehe auch www.aurora-magazin.at vom 17.07.2023)


Woyzeck (c) Czinzel Laszlo
Woyzeck (c) Czinzel Laszlo

Sechstägiger Showcase am Nord-Theater in Sathmar:

berührend, humorvoll und mitreißend

 (11. April 2023)

 

Höchst selten bekommen wir einen Hund auf der Bühne zu sehen. Und noch dazu einen wunderschönen Schäferhund! Mit dieser Überraschung hat das Publikum der Woyzeck-Aufführung der ungarischsprachigen Gruppe „Harag György“ am Nord-Theater im rumänischen Sathmar definitiv nicht gerechnet. Es ist kein Geheimnis, dass der Hund der beste Freund des Menschen ist. So hebt die auf der Bühne wiedergegebene Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Vierfüßler Paco – „Künstlername“ Andres – das Trauma des von Brutalität gekennzeichneten Lebens von Woyzeck besonders hervor. Doch nicht nur das Tier, auch die gesamte Inszenierung besticht durch ihre einzigartige Ausdruckskraft, begleitet von live interpretierten Rammstein-Liedern. Das explosive Rockkonzert in der Regie von Albu István respektiert getreu den Erzählfaden von Büchners Drama. Während die Musikstücke die depressiven Halluzinationen des Protagonisten, der zwischen seinen militärischen und moralischen Pflichten gefangen ist, veranschaulichen, unterstreichen das metallische Bühnenbild mit seinen käfigartigen Strukturen (Szőke Zsuzsi) und die präzise Lichtsetzung (Albu István und Erőss László) die düstere Stimmung gekonnt. Regisseur Albu István hat eine beklemmende Atmosphäre geschaffen, getragen von den grandiosen Schauspieler:innen, die vorlagengetreu auf Deutsch sangen und sich auch als Meister der Instrumente – Gitarre, Violine, Bratsche, Schlagzeug kamen zum Einsatz – erwiesen.

Momo (c) Karoly Suveg
Momo (c) Karoly Suveg

Mit fünf weiteren bemerkenswerten Produktionen beeindruckte der Showcase des Nord-Theaters (Teatrul de Nord), der vom 28. März bis 2. April in Sathmar (Satu Mare), der Hauptstadt des gleichnamigen Kreises im Nordwesten Rumäniens, dicht an der Grenze zur Ukraine und zu Ungarn, stattfand. Das Einzigartige an diesem Theater sind die zwei Theatergruppen, die hier tätig sind: die rumänischsprachige (benannt nach dem Regisseur Mihai Raicu) und die ungarischsprachige (benannt nach dem Regisseur und Schauspieler Harag György). So wurden im Theatersaal mit einer Kapazität von bis zu 426 Zuschauer:innen abwechselnd je eine rumänische und ungarische Produktion mit Übertitelung in der jeweils anderen Sprache an sechs aufeinanderfolgenden Abenden gezeigt.

 

Zeitgenössisches in bester Aufführungsqualität

Momo, die von der Hausregisseurin Diana Dragoş in Szene gesetzte Eröffnungsproduktion des Showcases war – im Einklang mit dem gleichnamigen Roman von Michael Ende – poetisch und atmosphärisch zugleich. Die Welt, die das Mädchen namens Momo vor böswilligen Avataren retten muss, präsentiert sich in einer zunehmend vom Kapitalismus geprägten Gesellschaft mechanisiert und roboterhaft. Regisseurin Diana Dragoș setzt auf eine wirkungsvolle Art und Weise Technologie ein, indem Schauspieler:innen mit Projektionen auf einer weißen Filmleinwand interagieren oder von einer darüber schwebenden Kamera gefilmt werden.

Hochzeit in Oas (c) Tibor Jäger
Hochzeit in Oas (c) Tibor Jäger

Ergänzt wurde das Programm der „Mihai Raicu“-Gruppe durch zwei zeitgenössische Stücke. Hochzeit in Oaş (Nuntă în Oaş) basiert auf Anca Munteanus Text, der 2022 in der dramatischen Schreibwerkstatt „Drama5“ beim Kreations- und Experimentreaktor in Klausenburg entstand. Aus den witzig-spritzigen Dialogen lässt sich ein ironischer Unterton heraushören. Denn das Stück spricht mit viel Humor über die heutige Welt, vor allem aber über das Phänomen der Auswanderung. Seit 2002, als rumänische Staatsbürger:innen ohne Visum in die EU einreisen durften, sind drei bis vier Millionen Bürger:innen in den Westen abgewandert – ungefähr jeder fünfte bis sechste Rumäne verdient sein Geld im Ausland. Die Handlung spielt in einem Dorf in Ţara Oaşului, der historischen Region in Nord-Siebenbürgen, die rund 600 Kilometer von der Hauptstadt Bukarest entfernt liegt. Die Gegend ist untypisch für Rumänien: Zahlreiche Orte schwimmen im Geld, denn viele aus den Dörfern haben sich als erfolgreiche Bauunternehmer im Ausland niedergelassen. Um ihre protzigen Villen daheim kümmert sich meist nur noch die ältere Generation. 

Hochzeit in Oas (c) Tibor Jäger
Hochzeit in Oas (c) Tibor Jäger

Anca Munteanus Erzählung folgt einer jungen Frau, die im Begriff ist zu heiraten. Die Gefühle der einundzwanzigjährigen Braut verwandeln sich schnell in den verzweifelten Wunsch, die Hochzeit um jeden Preis zu vermeiden. Währenddessen versucht sie immer wieder, den Mut aufzubringen, über die Probleme zu sprechen, die sie plagen. Denn eigentlich möchte sie in Klausenburg studieren anstatt eine Familie zu gründen. Doch handelt es sich nicht um eine feministische Auseinandersetzung, denn der Text lässt erahnen, dass es auch die Männer schwer haben. Cristian Bans Inszenierung und die aus den Improvisationen der Schauspieler:innen entstandenen Textergänzungen sorgen für Slapstick-Momente und viele Lacher, aber auch für Momente der Stille, des Nachdenkens. Tudor Prodan, der für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet, verstand es auf hervorragende Art und Weise eine Hochzeitsatmosphäre mit ländlichem Charakter zu schaffen. Die bewusst eingesetzten Kontraste verstärken die humorvolle Seite der Geschichte: Ein Betonmischer dreht sich vor einem Saal mit prächtigen Kronleuchtern, die Gäste müssen auf billigen Plastiksesseln Platz nehmen, die Braut betritt die Bühne in Hochzeitskleid, Jogger-Jacke und Flip-Flops. Die Oaş-Gegend wird im Guten wie im Schlechten enthüllt. Besonders hervorzuheben sind die von Cristina Milea entworfenen Hochzeitskostüme in der spezifischen Volkstracht der Region. Vergangenheit und Gegenwart werden eng miteinander verwoben durch die vom Komponisten Vlad Giurge raffiniert gemischte traditionelle Musik mit Pop- und Elektroelementen. Erwähnenswert ist auch das originelle „Programmheft“, bestehend aus sechs kleinen Blättern, auf deren Rückseite je ein Hundert-Euro-Schein abgebildet ist. Durch spritzige Dialoge, gepaart mit unzähligen Missverständnissen, entwickelt sich ein schwungvolles Stück mit einem höchst unerwarteten Ende.

Freetime (c) Tibor Jäger
Freetime (c) Tibor Jäger

Zu einer turbulenten Komödie lud Freetime ein. Der von Gian Maria Cervo und den Presnjakow-Brüdern im Rahmen eines internationalen kollektiven Schreiblabors verfasste Text ist eine Mischung aus wütender Farce, Detektivgeschichte, Actionfilm und philosophischen Gedanken. Ausgehend vom Konkurs der US-Investment-Bank Lehman Brothers, der 2008 zur Auslösung der globalen Finanzkrise führte, erkundet das Stück die letzten Jahre der europäischen und globalen Geschichte. Entstanden ist ein Werk, das eine Vielfalt an Themen behandelt, darunter Grenzen, Migration und Entwurzelung, wobei auch Kritik an der EU, an künstlicher Intelligenz und umstrittener zeitgenössischer Kunst nicht fehlen.

Ironisch-bitter wirkt schon das von Steffi Rehberg gestaltete Bühnenbild: Ein Porzellantoilettenbecken, das an Marcel Duchamps berüchtigte „Fontaine“ von 1917 erinnert, ist in der Mitte der Bühne vor riesigen, halbtransparenten Würfeln – die sogenannten „Open Cubes“ des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt – platziert. Das geschickt gehandhabte Videokonzept (Vincenzo Marsiglia) ist für das Schaffen einer bestimmten Atmosphäre ebenso wichtig wie die klug ausgewählte Musik (Saga Björklund Jönsson), die sich nie in den Vordergrund drängen, aber Szenen unglaublich dicht illustrieren. Licht- und Rauchspiele sowie bewusst eingesetzte Requisiten veranschaulichen perfekt das Chaos der heutigen Gesellschaft. 

Freetime (c) Tibor Jäger
Freetime (c) Tibor Jäger

Durch die Verflechtung von scheinbar zusammenhanglosen Szenen, die in nicht-linearer Reihenfolge erzählt werden, wird der Betrachter in eine Abfolge unterschiedlicher Zustände versetzt, die sich ständig verändern und das Ganze zu einem spannenden Erlebnis machen. Der deutsch-schweizerische Regisseur Nicola Bremer fügt dem Stück eine neue Ebene hinzu, einen roten Faden, der alle Szenen vereint. Der experimentelle Text folgt einem Mann, der mehrere Leben führt. In all den parallelen Realitäten versucht er, sein Bedürfnis nach Bestätigung und Anerkennung zu stillen. Die lähmende Angst vor Einsamkeit führt ihn ständig dazu, Kompromisse einzugehen und seine Energie zu opfern, um es allen recht zu machen. Für Nicola Bremer stellen die Parallelwelten nur Teile eines Albtraums dar, aus dem der Protagonist versucht – und es am Ende auch schafft – sich zu befreien. Sowohl das Stück als auch die anspruchsvolle Art der Inszenierung verlangen den Schauspieler:innen sehr viel ab – und alle sind der Herausforderung gewachsen. Als Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit mit dem Teatro Stabile delle Arti Medioevali und dem Festival Quartieri dell'Arte, regt Freetime die Fantasie der Zuschauer:innen an und öffnet neue Erfahrungsräume.

Csongor und Tünde (c) Czinzel Laszlo
Csongor und Tünde (c) Czinzel Laszlo

Klassiker in grandioser neuer Aufmachung

Es ist kein Zufall, dass der Showcase sehr gut besucht war. Heiter ging es zu in den zwei weiteren Produktionen der „Harag György“-Gruppe. Beide bewiesen, dass zeitgenössisches Schauspiel sich an klassischen Texten entzünden kann. Die dramatische Dichtung Csongor und Tünde des ungarischen Schriftstellers Vörösmarty Mihály wurde in der Gattung Gesamtkunst zu neuem Leben erweckt. Das Märchenspiel der ungarischen Romantik ist volkstümliches Feenmärchen und philosophische Utopie in einem. Erzählt wird die wechselvolle Liebesgeschichte des Junkers Csongor, der verbotenerweise ins Feenreich eindringt, und der Fee Tünde, die dem Geliebten, mehrfach entrissen durch die Machtspiele der Hexe Druse und ihrer Teufelssöhne, schließlich auf die Erde folgt. Aber erst muss der „Dreierweg des Irrtums“ voll ausgeschritten werden. Auf der Suche nach „Heilsheim“ durchwandert Csongor Welt und Kosmos, erlebt Anmaßung und Scheitern des irdischen Strebens, ehe ihm das Ziel seiner ewigen Sehnsucht, die Liebe, näherrückt.

 

Csongor und Tünde (c) Czinzel Laszlo
Csongor und Tünde (c) Czinzel Laszlo

Die kongeniale Inszenierung des russischen Regisseurs Sardar Tagirovsky erschließt Kindern die fantastische Märchenebene und ermöglicht Erwachsenen die genussvolle Rezeption dieses Werks der Weltliteratur – Pflichtliteratur in der 3. Klasse Oberstufe an ungarischen Gymnasien. Unheimlich konzentriert und aufnahmefähig wirkte das hauptsächlich aus Jugendlichen und Studenten bestehende Publikum während der viereinhalb Stunden (mit zwei Pausen). Die Mischung aus klassischem Theater und innovativem Stil brachte Frische in das epische Drama für Kenner und gab auch Laien einen Überblick über Leben und Werk des Dichters. Dies war auch der Dramaturgie von Bessenyei Gedö István zu verdanken, der das Gedicht durch einleitende Texte zu Beginn eines jeden Aktes bereicherte. Dazu trug auch ein wohlüberlegter Regieeinfall bei: Zwei Schauspieler waren auf der Bühne allgegenwärtig und spielten den Autor des Textes selbst bzw. die Frau, die dieses romantische Gedicht inspiriert hat. Ihre ausschließlich auf Gesten basierende Interpretation vertiefte das Mysterium.

Mit einer umfangreichen Besetzung und einem passenden Bühnenbild (Kupás Anna) würdigte die Inszenierung in ihrer technischen und erzählerischen Komplexität diesen Meilenstein der ungarischen Romantik des 19. Jahrhunderts. Eine aufgehängte Videokamera oder rotierende Scheibe auf dem Boden nutzten die besonderen Fähigkeiten der Bühne, die im Nord-Theater zur Verfügung stehen. Auf jedes kleinste Detail wurde geachtet, um die märchenhafte Atmosphäre hervorzuheben: Ein „goldener Apfel“ stieg von der Decke herab, ein Stock glitt von selbst über die Bühne. Aus ästhetischer Sicht atemberaubend! Noch dazu nutzte die Inszenierung gekonnt den Saal und die vorderen Logen im Parkett. Denn die Schauspieler:innen beschränkten ihr Spiel nicht nur auf die Bühne.

Anatevka (c) Czinzel Laszlo
Anatevka (c) Czinzel Laszlo

Mit Anatevka, dem 1964 am Broadway uraufgeführten Werk von Joseph Stein und Jerry Bock endete der Showcase in Sathmar vor nahezu vollen Rängen, mit einer großen homogenen Besetzung bestehend aus über dreißig Schauspieler:innen und sechs Musiker:innen des Orchesters der lokalen Philharmonie „Dinu Lipatti“ im Orchestergraben. Eine Wohltat für Augen, Ohren und Herz. Auch, weil Márkó Eszters Inszenierung berührt und gekonnt zwischen Glück und Tragik balanciert. Das Musical mit weltbekannten Liedern wie „Wenn ich einmal reich wär’“ will vor allem Hoffnung in schwierigen Zeiten machen.

 

Anatevka (c) Czinzel Laszlo
Anatevka (c) Czinzel Laszlo

Die enge Welt von Anatevka, dem Schtetl im zaristischen Russland des Jahres 1905, das von Traditionen, Vorgaben und Erwartungshaltungen geprägt ist, wird im Bühnenbild von Bodor András spürbar. In der Vorliebe für Holz spiegelt sich die ländliche Landschaft wider. Die Fronten der Häuser stehen eng beieinander; einige geben Einblick in die privaten Räume. Innen und außen, gesellschaftliches und privates Leben verschwimmen. Gleichzeitig lässt die Häuserzeile ausreichend Raum für die großen Ensemblenummern, bei denen das gesamte Ensemble die Menschen im Publikum voller Spielfreude für sich einnimmt. Darabos Péters Choreografie und die sprühende Energie der Schauspieler:innen aller Altersgruppen nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Die sehr gelungenen Kostüme von Kupás Anna vervollständigen den überaus positiven Gesamteindruck. Private Momente des Glücks stehen bedrohlichen gesellschaftlichen Entwicklungen und Spannungen gegenüber. Dieses Wechselspiel bringt Regisseurin Márkó Eszter eindringlich und gleichzeitig unterhaltsam auf die Bühne. Sie nimmt die Zuschauenden mit in den Mikrokosmos eines Schtetls aus dem frühen 20. Jahrhundert und rückt dabei gezielt die auch heute noch aktuellen Themen wie Heimatverlust, Flucht und Vertreibung in den Fokus. Und doch behält die Inszenierung bis zum Ende ihren Optimismus.

Matti, der Gänsejunge (c) Czinzel Laszlo
Matti, der Gänsejunge (c) Czinzel Laszlo

Puppentheater vom Feinsten

Zum Abschluss gab es noch ein letztes Schmankerl: Eine Premiere des Brighella-Puppentheaters, das heuer sein 20-jähriges Bestehen als Teil der ungarischen Abteilung feiert (die „Harag György“-Gruppe selbst wird im Herbst dieses Jahres ihr 70-jähriges Jubiläum zelebrieren). Matti, der Gänsejunge (Lúdas Matyi) heißt das Anfang des 19. Jahrhundert von Mihály Fazekas geschriebene Poem, das auf Volkserzählungen unbekannter Herkunft basiert. Die Geschichte ist schnell erzählt: Als Matti, ein nichtsnutziger Junge, versucht, sechzehn Gänse auf dem Markt zu verkaufen, ärgert sich der örtliche Landadlige, dass Matti ihm den Preis vorschreibt. Die Gänse werden beschlagnahmt und Matti mit Schlägen bestraft. Als Matti erklärt, er werde alles dreifach zurückzahlen, bekommt er noch eine weitere Portion Schläge. Nachdem Matti einige Jahre in anderen Gegenden verbrachte, kehrt er in das Dorf zurück und schafft es tatsächlich durch List und Schlauheit, sein Versprechen zu erfüllen. Die Geschichte ist ein ironischer Fingerzeig an die Landadligen, einfache Leute nicht grundlos zu bestrafen. Matti ist der erste Volksheld der ungarischen Literatur, der über seinen Herrn siegt. Im kleinen Saal, der der Brighella-Gruppe gehört, erlebten zwei Volksschulklassen Unterhaltung vom Feinsten. Die kleinen Gäste fieberten mit Matti lautstark mit und halfen Matti, Gerechtigkeit zu schaffen. 

 

Besonders nennenswert ist auch, dass jeder Aufführung ein Publikumsgespräch folgte – eine bereichernde Initiative, die sowohl Einblick in die Zusammenarbeit zwischen Schauspieler:innen und Regisseur:innen verschaffte sowie zu einem regen Austausch der Anwesenden führte. Überhaupt war die Stärke des Showcases sein Vermittlungsanspruch. Die beispielhafte Organisation und der reibungslose Ablauf sind nicht zuletzt den Direktoren der zwei Theatergruppen, Bessenyei Gedö István und Ovidiu Caiţa, und ihren Teams zu verdanken. Selten wurde ich derart gut unterhalten und meine Seele berührt wie in Sathmar.

 

(siehe auch www.aurora-magazin.at vom 13.05.2023)